Europa in Bildern
Die EU ist der größte Erfolg, den Politiker jemals mit friedlichen Mitteln auf diesem Globus erreicht haben. Aber kaum jemand weiß es – und niemand fühlt es. Margot Wallström (Kommissarin für Information und Kommunikation) war schon einmal nahe daran, als sie 2004 fragte "The People´s Europe or Why is it so hard to love the EU?" Ja, warum ist es so schwer, Europa zu lieben? Weil die Verantwortlichen in europäischer Politik und Verwaltung mehrheitlich auch selbst nicht erkennen, dass dieses Problem nichts mit immer mehr Gesetzen und Gipfeltreffen zu tun hat. Es hat auch nichts mit Kästchen und Pfeilen zu tun, die uns die Funktionsweise der EU erklären. Und es hat auch nicht mit Zuhören und Mitreden zu tun, jedenfalls nicht mehr oder weniger als schon immer in nationalen Bezügen. Es hat damit zu tun, dass die EU nicht geliebt wird, weil sie nicht geliebt werden kann.
Liebe benötigt Orientierung, Sicherheit und Vertrauen. Nichts davon vermittelt das offizielle Europa, die EU. Die EU liegt da wie ein Humunculus, ein künstlich erschaffener Mensch, bei dem alles funktioniert: Das Herz schlägt, die Nieren arbeiten, die Gehirnströme sind messbar. Nur die Seele, die fehlt. Die EU war ein Projekt der Eliten und ist heute ein Projekt der Technokraten. Und parallel mit zunehmendem Erfolg, dem allgemeinen europäischen Wahlrecht, dem Binnenmarkt, dem Euro etc. entfernen sich die Menschen immer weiter von Brüssel, dem “Maschinenraum der EU”.
Vor Ort gilt der Spruch: ‚Die EU redet uns zu stark hinein!’ Doch niemand entgegnet den Menschen: Ihr könnt grenzenlos reisen und ihr müsst den Banken nicht mehr Gebühren für grenzüberschreitende Überweisungen bezahlen. Niemand sagt ihnen, dass die Straße, auf der sie fahren, von der EU bezahlt wurde oder die Brücke, die sie gerade überqueren. Alles wird als das Werk des jeweiligen Nationalstaats empfunden und nicht als das der EU, als einer mit Leben angefüllten Gemeinschaft, die von uns allen geschaffen wurde.
Das offizielle Europa hält sich zurück und bleibt unsichtbar – das ist der Vorwurf, den man allen in der EU machen kann, die sowohl politisch als auch administrativ Verantwortung tragen. Niemand hat bisher eine überzeugende Idee entwickelt und in die Tat umgesetzt, wie die große Idee Europa, die lange Liste der Erfolge der EU in die Herzen der Menschen kommen kann. Wenn sich heute Mitgliedsstaaten offen gegen das Symbol der Europafahne aussprechen können, ohne dass sich die Empörung der Menschen dagegen Luft verschafft, dann ist das nicht nur ein Zeichen des Versagens der ‚offiziellen’ Europäer; es ist auch ein Fanal: für alle, die mit Leidenschaft und Ausdauer, mit Kreativität und Konsistenz dem großen Projekt Europa eine Seele geben wollen!